Neben vielen Paaren und Eltern haben es auch Singles und Frischverliebte aktuell nicht leicht. Während erstere sich zwischen zwangsauferlegtem Homeoffice und Homeschooling aufreiben und etwaiges Konfliktpotenzial vor sich herschieben, haben letztere keine Chance auf ein Date oder die heiß ersehnte Zweisamkeit. Und so erlebt das gute, alte Telefongespräch gerade ein echtes Comeback. Plötzlich entdecken nicht nur Millenials die Kraft einer nahezu archaischen, fast in Vergessenheit geratenen Kommunikation, die lediglich auf dem stimmlichen Austausch fußt; und greifen begeistert zum Hörer.
In diesen Zeiten wird die Stimme und das geschriebene Wort zur stärksten Waffe für Verliebte
Dass man sich am Telefon sogar verlieben kann, davon ist Christa Appelt überzeugt. „Der Aufbau von Sympathie, Vertrauen und echter Intimität beginnt für viele unserer Klient*innen bereits vor dem ersten Treffen; durch intensive Telefonate und ausgiebige Chats. In Zeiten wie diesen werden die Stimme und das geschriebene Wort zu den stärksten Waffen von Liebenden und Partnersuchenden.“, sagt Christa Appelt.
Der Zauber einer sympathischen Stimme
Doch wie klappt es mit dem Verlieben, wenn das erste Kennenlernen „in freier Wildbahn“ warten muss? Was sollte man beim Telefonieren, Chatten oder Skypen beachten, um die richtigen Signale zu senden? „Vor allem ist eine entspannte Atmosphäre wichtig; Stress, Hektik oder Sorgen haben bei der ersten Kontaktaufnahme keinen Platz. Wenn Sie ein Telefon-Date haben, stimmen Sie sich rechtzeitig darauf ein; mit schöner Musik, Ihrer Lieblings-Wohlfühlkleidung und gerne, sofern Sie es vertragen, einem(!) Glas Wein. Denn wenn Sie sich gut und gelöst fühlen, strahlt Ihre Stimme auch genau das aus.“, so Christa Appelt.
Sehen Sie das erste Telefondate als Generalprobe und freuen Sie sich auf die Premiere
Sie sind nervös? Kein Drama, stehen Sie ruhig dazu und nehmen Sie ihre Aufgeregtheit auf die sprichwörtliche Schippe. Humor und Selbstironie zeugen von Souveränität. Genauso wie Empathie und aufrichtiges Interesse am anderen. „Eine Unterhaltung entstehen zu lassen, speist sich aus dem richtigen Maß an Erzählen, Zuhören und Nachfragen. Übertriebene Selbstdarstellung und endlose Monologe sind totale No-Go’s. Überlassen Sie sich dem Flow des Dialogs, indem Sie auf den anderen eingehen und versuchen, Gemeinsamkeiten zu entdecken und zu thematisieren.“, so die Expertin.
Und wenn das erste Telefonat dennoch ein Reinfall war? Christa Appelt rät, die Flinte nicht sofort ins Korn zu schmeißen und dem anderen noch eine zweite Chance zu geben. Denn manchmal war der andere vielleicht doch verunsichert, nervös oder hatte schlichtweg „einen miesen Tag“. Sehen Sie das erste Telefondate als Generalprobe – von der man ja weiß, dass, wenn sie schiefläuft, die wahre Premiere umso besser wird…!
Richtiges Chatten: Die Dos & Don’ts für das geschriebene Wort
Wie es sich mit dem richtigen Chatten verhält, ist keine Wissenschaft für sich, aber eine kleine Kunst. In deren Windschatten man auch einige Dinge beachten sollte. Denn im Gegensatz zur Stimme, wo Modulation und Timbre Aufschluss über die Stimmung geben und echte Anteilnahme und Wärme zu transportieren vermögen, können geschriebene Worte schnell doppeldeutig und missverständlich wirken. Und eine vermeintlich harmlose Bemerkung oder Situation eskalieren lassen. „Schreiben Sie, gerade wenn Sie den anderen noch gar nicht oder nur wenig kennen, klar, verbindlich und nicht zu emotional. Wählen Sie ihre Worte mit Bedacht, vermeiden Sie Untertöne, die der andere als versteckte Kritik, Vorwürfe oder Belehrungen auffassen könnte.“, rät Christa Appelt.
Beim Chatten gilt es vielmehr, seine Gedanken und Gefühle, genauso jedoch das Interesse am anderen pointiert und charmant zu formulieren. Wobei auch hier Humor und eine gute Prise Schlagfertigkeit niemals schaden können. Entsteht hierbei eine Unterhaltung auf Augenhöhe, so schürt das nicht nur Sympathie und Neugier, sondern echte Vorfreude und Sehnsucht. Was ja bekanntlich oft Vorboten der viel zitierten Schmetterlinge im Bauch sind…
Beim Telefonieren und Schreiben zählt vor allem eins: Taktgefühl!
Und wie beim Telefonat gilt auch hier: Die richtige Dosis macht‘s. Also bitte den anderen nicht mit Mails, What’s Apps oder SMS bombardieren; erst recht nicht nachts und womöglich noch unter Alkoholeinfluss. Sonst kommen sie eher wie ein Stalker rüber und weniger als respektabler (Gesprächs)Partner.
Sollte sich der andere mal nicht sofort oder innerhalb sonst üblicher Zeitspannen melden: Vermeiden Sie barsche oder verzweifelte Enttäuschungsbekundungen oder wehleidige Äußerungen. Üben Sie sich erstmal in Geduld und versuchen Sie entspannt zu bleiben. Sollte der andere sich wider Erwarten länger nicht melden, funken Sie ihn freundlich, selbstbewusst und gekonnt beiläufig an. Das zeigt, dass Sie über den Dingen stehen. Und wenn es Ihnen geboten erscheint, die Initiative übernehmen.
Noch etwas: Seien Sie gerade am Anfang vorsichtig mit dem Versenden von Fotos (auch und gerade eigenen), Videos oder sonstigem „lustigen“ Bildinput. Der andere kann das als selbstverliebt, nervig, kindisch oder gar übergriffig auffassen; Stichwort: Too much information! Lieber erstmal elegante Zurückhaltung zeigen. Und den anderen besser kennen- und einschätzen lernen, bevor man Dinge digital „teilt“.
The Look of Love?! So klappt es mit dem Skypen und Facetimen
Womit wir bei der Königsklasse der Kommunikation in Corona-Zeiten wären: Dem Skypen oder Facetimen. Hier legen Sie erstmals Ihre optischen Karten auf den Tisch. Und nicht zuletzt nonverbale Zeichen, wie z.B. Gestik, Mimik und Körpersprache, die oftmals mehr über sie verraten, als Ihnen vielleicht bewusst ist.
Für Ihr erstes Skype- oder Facetime-Date sollten Sie sich daher von Ihrer besten Seite zeigen: Charmant, zugänglich, aufgeweckt – und einfach nur umwerfend! Was übrigens für Ladies wie für Gentlemen gleichermaßen gilt. Unnötig zu erwähnen, dass die Schlabberjacke und der olle Pullover besser im Schrank bleiben. Und auch wenn Sie glauben, der andere sieht nur Ihren Oberkörper: Obenrum fein, untenrum naja, geht gar nicht.
„Wählen Sie ein Outfit, das lässig-elegant ist und Ihnen Sicherheit gibt. Ein schönes Hemd und eine gut sitzende Jeans oder Chinos bei Männern; eine Bluse oder ein edles Top plus Jeans oder stilvolle Printhose bei Frauen – Hauptsache, die Sachen sitzen nicht zu eng oder wirken zu offensiv oder zu sexy.“, so Christa Appelt.
Achten Sie auf ein gepflegtes Äußeren und stehen Sie zu Ihren Schwächen – Ihr Gesprächspartner steht vor der gleichen Herausforderung!
Dezenter Schmuck, leichtes Make-up: Perfekt! Damit es klar ist: Wir wollen hier nicht zum Model-Contest aufrufen. Aber ein gepflegtes Äußeres – auf beiden Seiten – vermittelt Haltung, Kompetenz und Achtsamkeit. Wozu auch Haare und Zähne gehören. Also lieber im Spiegel nochmal checken. Und keine Angst: Nobody’s perfect! Kleine Makel sind kein Knock-Out-Faktor, sondern im Zweifelsfall sogar charmant. Falls Sie also einen schwindenden Haaransatz haben, liebe Herren, oder eine prägnante Zahnlücke à la Lauren Hutton, liebe Damen:
Versuchen Sie es gar nicht erst zu verstecken oder zu kaschieren, sondern nehmen Sie es als gegeben und zu Ihrer Erscheinung gehörend an. „Wir messen der Optik viel zu viel Bedeutung bei.“, sagt Christa Appelt. „Letzten Endes zählt die Ausstrahlung; und da sind ein wacher Blick, ein ehrliches Lächeln und eine offene, dem anderen zugewandte Körpersprache wichtiger als ein Modelnäschen oder Brad-Pitt-Haare.“
Was der Hintergrund beim Skypen oder Facetimen über Sie verrät
Was uns zur richtigen Position des Smartphones, Tablets oder Laptops bringt. Damit Ihr Antlitz sympathisch und ansprechend wirkt, sollte der Bildschirm auf Gesichtshöhe ausgerichtet sein und ggf. den Licht- und Hintergrundverhältnissen angepasst werden. Apropos Hintergrund: Schauen Sie, dass dieser möglichst aufgeräumt und „neutral“ ist. Schließlich wollen Sie den anderen ja nicht gleich beim ersten Mal auf Dinge stoßen, die eigentlich niemand sehen sollte. Wie zum Beispiel der Wäschebock im Wohnzimmer, den chaotischen DVD- oder Bücherstapel mit eventuellen „Guilty Pleasures“ oder die leeren Weinflaschen auf der Küchenablage. Wenn Sie unsicher sind, machen Sie einen Skype-Probelauf mit dem besten Freund bzw. der besten Freundin. So lassen sich kleine Fehler in der Gesamtinszenierung von Person und Umgebung noch schnell ausmerzen…
Mimik, Gestik, Körperhaltung: Typische Fehler vermeiden
Und zuguterletzt: Die viel zitierte und nicht zu verachtende Körpersprache. Vermeiden Sie alles, was Abgrenzung oder Dominanz ausstrahlen könnte. Dazu gehören – geschlechtsunabhängig! – verschränkte Arme, raumgreifendes (bzw. breitbeiniges) Sitzen und Arme hinter dem Kopf verschränken, ein stechender, den anderen fixierender Blick und eine insgesamt eher starre Mimik. Verlegenheitsgesten wie das bei Frauen oft präsente Haarezwirbeln oder sich selbige hinters Ohr streichen, können anfänglich charmant wirken. Geht das jedoch inflationär und unkontrolliert von statten, suggeriert es womöglich Schwäche, chronische Unsicherheit oder einen regelrechten „Tick“. Genauso wie häufiges an die Nase fassen oder ein ständig abschweifender Blick bei Männern.
Seien Sie einfach Sie selbst!
Puh, klingt alles anstrengend, denken Sie?! Weit gefehlt. Denn tatsächlich gilt beim Kennenlernen, Kommunizieren oder Flirten per Smartphone oder Tablet das gleiche wie im nicht-digitalen Leben: Seien Sie einfach nur Sie selbst – und das in Ihrer besten, freundlichsten und aufmerksamsten Version! Dann kann eigentlich nichts schiefgehen. Und das mit dem Verlieben klappt so vielleicht auch schneller als die aktuelle Kontaktsperre andauert…
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